Norwegen testet zeitlich begrenztes Parken gegen Touristenchaos
In Norwegen sorgen die Sommermonate regelmäßig für ein erhöhtes Verkehrsaufkommen auf beliebten Touristenrouten wie in Lofoten und am Aussichtspunkt Stegastein in Aurland. Die schmalen Straßen und die begrenzten Parkmöglichkeiten führen seit Jahren zu chaotischen Zuständen, insbesondere durch das hohe Aufkommen an Wohnmobilen, Reisebussen und Privatfahrzeugen. Allein auf der Strecke zwischen Reine und Kabelvåg in Lofoten wurden an einem Abend im August des vergangenen Jahres 365 Wohnmobile gezählt, die entlang der E10 und auf Rastplätzen parkten, während auf den offiziellen Campingplätzen noch Kapazitäten frei waren.
Auch in Aurland ist die Situation ähnlich angespannt. Der Weg zum Aussichtspunkt Stegastein ist besonders in der Hochsaison dicht befahren, was regelmäßig zu Staus, Rückwärtsfahrten und Wartezeiten führt. Abschleppdienste berichten, dass sie in der Sommersaison täglich ausrücken müssen, um bei Pannen, festgefahrenen Fahrzeugen oder Unfällen zu helfen.
Um die Situation zu entschärfen, startet das norwegische Straßenverkehrsamt (Statens vegvesen) in diesem Sommer zwei Pilotprojekte: In Aurland wird während der Hauptreisezeit vom 10. Juli bis 15. August eine maximale Parkdauer von einer Stunde am Stegastein eingeführt. Zusätzlich soll ein Verkehrshelfer vor Ort für einen besseren Ablauf sorgen. In Lofoten werden auf acht bis neun Rastplätzen entlang der E10 zeitlich begrenzte Parkmöglichkeiten von zwei bis vier Stunden getestet, abhängig von Größe und Nutzung der jeweiligen Plätze.
Das Ziel dieser Maßnahmen ist es, die Verkehrsflüsse zu verbessern, illegales Parken zu reduzieren und die Sicherheit auf den Straßen zu erhöhen. Besonders problematisch ist das sogenannte „Wildcampen“ und das Parken auf ungeeigneten Flächen, was nicht nur den Verkehrsfluss behindert, sondern auch die Natur belastet und die Anwohner stört. Informationsschilder mit QR-Codes entlang der Strecken verweisen auf eine spezielle Webseite, auf der Reisende Hinweise für sicheres und rücksichtsvolles Verhalten im Straßenverkehr sowie die sogenannten „Besuchervettregeln“ finden.
Die Projekte werden in Zusammenarbeit mit den betroffenen Kommunen, den Landkreisen, der Polizei und der Tourismusbranche umgesetzt. Die Einhaltung der neuen Parkregeln und die entsprechende Beschilderung liegen in der Verantwortung der Kommunen und der Polizei.
Kritik an den Maßnahmen kommt von lokalen Akteuren wie Abschleppdiensten und Anwohnern. Sie bezweifeln, dass eine zeitliche Begrenzung allein ausreicht, um das Grundproblem zu lösen. Vielmehr wird auf die insgesamt zu geringe Parkplatzkapazität hingewiesen. Das Straßenverkehrsamt plant daher, bis zum Sommer 2026 den Parkplatz am Stegastein zu erweitern, um langfristig für Entlastung zu sorgen.
Die neuen Regelungen sind ein Versuch, das Gleichgewicht zwischen dem wachsenden Tourismus, der Verkehrssicherheit und dem Schutz der norwegischen Natur zu wahren. Sie sollen dazu beitragen, dass sowohl Einheimische als auch Besucher die landschaftlichen Highlights Norwegens sicher und verantwortungsvoll genießen können.
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