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Norwegen führt europaweite Mautabrechnung für ausländische Fahrzeuge ein


Norwegen ist bekannt für seine beeindruckenden Landschaften, gut ausgebaute Straßen und ein weit verzweigtes Tunnelsystem. Besonders Reisende, die mit dem Auto unterwegs sind, schätzen die hohe Qualität der Infrastruktur. Allerdings ist die Nutzung vieler Straßen und Tunnel in Norwegen mautpflichtig. Während inländische Fahrzeughalter schon lange für diese Gebühren aufkommen müssen, blieben ausländische Touristen bislang weitgehend unbehelligt. Diese Ungleichbehandlung steht nun vor dem Aus.

Der Grund für die bisherige Lücke im System lag in der fehlenden Möglichkeit, Fahrzeugdaten aus anderen Ländern abzurufen. Norwegische Mautgesellschaften konnten in vielen Fällen keine Rechnungen an Halter ausländischer Fahrzeuge schicken, da der Zugriff auf entsprechende Register fehlte. Daraus ergaben sich erhebliche Einnahmeverluste. Allein im Jahr zuvor sollen mehreren Betreibern gemeinsam über hundert Millionen Kronen entgangen sein. Besonders betroffen waren große Verkehrsprojekte mit hoher Frequenz durch internationale Fahrzeuge.

Ein neues Regelwerk auf europäischer Ebene ermöglicht nun den grenzüberschreitenden Zugriff auf Fahrzeugregister. Mit dieser technischen und juristischen Grundlage sollen Mautgebühren künftig auch an Halter aus anderen Ländern zuverlässig abgerechnet werden können. Die bisherige Ausnahmesituation endet damit. Die Einführung des neuen Systems war zunächst verzögert worden, da die Zustimmung aller beteiligten Länder notwendig war. Nach der politischen Freigabe in einem bislang zurückhaltenden Mitgliedsstaat steht der Umsetzung jedoch nichts mehr im Wege. Die neue Regelung soll ab Spätsommer in Kraft treten.

Für Touristen bedeutet dies, dass sie künftig auch ohne spezielle Ausstattung wie ein automatisches Zahlungssystem erfasst werden. Die Abrechnung der Gebühren erfolgt über das Nummernschild und wird per Post zugestellt. So wird die Nutzung der Straßen für alle gleich behandelt, unabhängig von der Herkunft des Fahrzeugs. Das System orientiert sich dabei an den bestehenden Abläufen für inländische Nutzer.

Die Maßnahme wird von vielen Beobachtern als Beitrag zu mehr Fairness im Verkehrssystem gewertet. Sie schafft eine einheitliche Regelung für alle, die das norwegische Straßennetz in Anspruch nehmen. Darüber hinaus sollen die zusätzlichen Einnahmen dem Erhalt und Ausbau der Infrastruktur zugutekommen.

Ein weiterer Aspekt der neuen Regelung betrifft die rückwirkende Geltendmachung ausstehender Zahlungen. In Norwegen verjähren Mautforderungen erst nach mehreren Jahren. Dadurch besteht die Möglichkeit, auch bisher nicht beglichene Gebühren aus der Vergangenheit noch einzutreiben. Die Mautgesellschaften erhoffen sich daraus zusätzliche Mittel für künftige Projekte.

Mit der Einführung der neuen Regelung passt sich Norwegen an europäische Standards an. Die Veränderungen betreffen sowohl die Touristen als auch das gesamte System der Finanzierung öffentlicher Verkehrswege. Es entsteht ein gleichmäßigeres und gerechteres Modell für alle, die das Land mit einem Fahrzeug bereisen.